Die Begleitung der Frauen hat sich verändert...

September 2020. MAMbrella ist zurück von der Sommerpause und bereits nach drei Tagen erhalten wir einen Anruf. Eine hochschwangere Frau lebte bis vor kurzem auf der Strasse und benötigt dringend medizinische Versorgung. Wir nehmen mit der werdenden Mutter Kontakt auf und erfahren, dass sie glücklicherweise seit drei Tagen gemeinsam mit ihrem Mann bei einer Freundin unterkommen konnte. 

Der Hebammenkoffer wird also gepackt und wir gehen auf unseren ersten Hausbesuch. Dort begegnen wir Mahana, einer vor Lebensfreude nur so strahlenden Frau. 

Mit zwei Jahren ist sie an Polio erkrankt und seit dann auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie erzählt uns von ihrem Leben. Von schönen und ebenso unschönen Erlebnissen. Von ihrer Flucht aus dem Iran die 2017 begonnen hat und deren Ende noch nicht in Sicht ist. Seit einem Jahr wurde ihr Asylantrag nicht bearbeitet und somit lebt sie ohne Papiere und ohne jegliche finanzielle Unterstützung in Athen. 

Sie ist im 8. Monat Schwanger und hatte bis anhin eine einzige Kontrolle bei Ärzte ohne Grenze. Glücklicherweise konnten wir in unserer Hebammenkontrolle keine grösseren Auffälligkeiten beobachten. 

Da Mahana aufgrund diverser körperlichen Gegebenheiten ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt bringen sollte, begleiteten wir sie einige Tage später ins öffentliche Spital um dort die notwendigen Kontrollen aufzugleisen. 

Mit viel Kreativität und Hartnäckigkeit konnten wir erreichen, dass Mahana wöchentliche Schwangerschaftskontrollen im Spital bekam. Aufgrund der kompletten Überlastung des griechischen Gesundheitswesens und den damit einhergehenden Hürden, begleiteten wir sie jede Woche zu diesen mehrstündigen Kontrollen und waren bald im ganzen Spital und insbesondere bei den Securitas bekannt und nicht nur beliebt. 

Am 31. Oktober 2020 brachte Mahana ihren gesunden Sohn zur Welt. 

Der Weg dahin war äusserst beschwerlich. Was wir im öffentlichen Spital erlebten schockierte uns. Die Abläufe sind bei weitem nicht vergleichbar mit Schweizer Standards. Abgesehen von materiellen und personellen Mängeln wurde weder die Intimsphäre von Mahana geachtet noch wurde sie würdevoll betreut. Es war einer der glücklichsten Momente, als wir mit dem kleinen Peddar auf den Armen das Spital wieder verlassen konnten. 

Eine werdende Mutter so nah und intensiv begleiten zu dürfen ist für uns ein Geschenk. Wir wollten Mahana einen Weg ermöglichen, für sich selber einstehen zu können. Es ist uns nicht immer gelungen, aber wir haben es beharrlich versucht.