August 2023

Wir bedanke uns bei Sami! Sie war zum zweiten Mal für mehrere Wochen in Athen und gibt uns hier einen kleinen Einblick über ihre Zeit in Athen.

„Meine Zeit als MAMbrella-Hebamme ist zu Ende und wieder einmal bin ich gefüllt mit Erinnerungen eines intensiven Einsatzes.

Der Tod der ca 600 geflüchteten Menschen vor der Küste von Pylos am 14. Juni 2023 hat uns alle hier sehr erschüttert. Obwohl die griechische Küstenwache und andere Grenzorganisationen schon viele Stunden vor dem Untergang der Schiffes gewusst haben, wurde nichts unternommen, um die Menschen zu retten. Die Zahl der Toten an den Grenzen zu Europa wächst und gleichzeitig rückt das Schicksal von Menschen auf der Flucht immer mehr in den Hintergrund und ins Vergessen.

Die Arbeit für MAMbrella Amurtel hat sich zu meinem Aufenthalt hier in Athen vom letzten Jahr in soweit auch verändert. Die Abschottung der Geflüchteten in geschlossene Lager weit ausserhalb der Städte ist spürbar und man sieht sie kaum mehr in den Strassen Athens. Deshalb fahren wir, gemeinsam mit MVI, jeden Freitag zu einem grossen staatlichen Camp ca. eine Stunde von Athen. Die Frauen kommen mit ihren Kinder aus dem mit NATO-Stacheldraht und hohen Betonmauern umzäunten Lager zum gelben MAMbrella Bus. Ich mache Schwangerschafts- und nachgeburtliche Kontrollen, wir versuchen zu vernetzen und zu vermitteln.

Der Bedarf an Hausbesuche hat ebenfalls sehr zugenommen. Pro Woche treffe ich zwischen 3-7 Frauen in ihren Unterkünften in Athen, wenn sie nach der Geburt aus dem Spital nach Hause kommen. Manche sind neu, viele kennen wir bereits durch Amurtel. Die Hausbesuche bilden für mich den Kern der Arbeit hier. Die Frauen werden normalerweise nicht im Wochenbett besucht und die positiven Rückmeldungen zeigen, dass es sehr hilfreich für sie ist in ihrer neuen Rolle als Mutter gestärkt zu werden. Der kontinuierliche Betreuungsbogen ermöglicht einen wunderschönen Beziehungsaufbau und immer wieder ein paar Stunden Sicherheit in den von Existenz- und Zukunftsängsten geprägten Leben der Familien.

Ich danke dem Amurtel und MAMbrella Team für ihre wertvolle Arbeit und wünsche allen geflüchteten Familien von Herzen eine hoffnungsvolle Zukunft.