26. Juli 2020

Covid19 brachte uns im März in eine ganz neue, unbekannte Situation. Damals haben wir dir den Schlüssel unserer Hebammenpraxis an Ursina überreicht und fühlten so eine unglaubliche Erleichterung, dass es trotz aller Umstände weitergeht. Dank der grossen Flexibilität und Spontanität von dir, liebe Ursina, konnten wir trotz Covid19 weiterhin Unterstützung vor Ort bieten. Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle bei dir für deinen unglaublich tollen MAMbrella-Einsatz seit März danken. Schön warst du Teil der MAMbrella Familie!

Ursina war seit März im Einsatz. Ein Einsatz, der nicht vergleichbar ist, mit allem, was wir bisher kannten. Sie hat anfangs die Schwangeren und frischgebackenen Mamas durch Online-Beratungen begleitet, unterstützte diverse Organisationen bei Materialverteilungen und schaffte es trotz komplettem Lockdown in Griechenland ihr positives Wesen nicht zu verlieren. Im Mai und Juni konnte sie dann zum Glück die Arbeit in den Camps wiederaufnehmen, hier gibt sie uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit:

«In der letzten Zeit erleben wie hier in Athen eine grosse Unruhe und Spannung im Umgang mit den Geflüchteten. Viele Menschen fliehen von den ägäischen Inseln aufs Festland, wo sie restlos überfüllte Camps vorfinden. Oder gar nicht erst Zugang erhalten, so dass ihnen nur ein Leben auf der Strasse übrigbleibt.

An folgende Begegnung erinnere ich mich besonders: Eine junge Frau, im siebten Monat schwanger, scheint unendlich erschöpft als sie zu mir in den MAMbrella-Bus steigt. Sie erzählt mir, dass sie voller Hoffnung nach Griechenland, nach Europa gekommen sei, um endlich in Sicherheit ein normales Leben zu führen, weit weg vom Krieg in ihrer Heimat. Die Sorgen um ihr Kind und ihre unsichere Zukunft belasten sie tagtäglich. Nach traumatischen Erlebnissen im Camp Moria auf Lesvos hat sie grosse Angst wieder in einem Camp festzusitzen und gefängnisähnlichen Zuständen ausgesetzt zu sein. Aus diesem Grund entscheidet sie sich, dass ein Leben in einem öffentlichen Park für sie im Moment die sicherere Variante ist.

Immer wieder beginnt sie zu weinen und es scheint mir als hätte sie ihre Tränen lange unterdrücken müssen. Es fällt mir schwer tröstende Worte zu finden und noch schwieriger zu akzeptieren, dass ich ihr nicht viel mehr helfen kann. Die junge Frau ist physisch gesund, auch das Kind im Bauch ist munter. Deshalb kann ich nicht viel für sie tun. Ausser, dass ich ihr für den Moment einen Raum schaffe, an dem sie ihre Sorgen und Ängste aussprechen kann. Das ist alles.»

Das ist schon ganz viel, liebe Ursina.

MAMbrella ist bis im September in einer «Sommerpause». Denn der Zugang zu den Athener Flüchtlingscamps wird uns seit Juli aufgrund von neuen bürokratischen Bestimmungen verwehrt. Wir versuchen alles uns Mögliche auch weiterhin und unter diesen neuen Bedingungen unseren Weg zu den Frauen zu finden.